Warum eigentlich Weiden?

Weiden ist eine typische, ländliche Kleinstadt mit historischem Stadtkern und gut 40.000 Einwohner*innen. Weiden ist aber auch eine Stadt mit einer seit Jahrzehnten präsenten und historisch gewachsenen Neonazi-Szene. In den 2010er Jahren gab es in Weiden und der Region gleich zwei NPD-Kreisverbände sowie eine im Freien Netz Süd organisierte Kameradschaft. Aus diesem Umfeld wurden auch mehrere Neonazi-Demonstrationen mit überregionaler Bedeutung organisiert.

Ein relevanter Kader war bereits damals Patrick Schröder. Von Weiden aus betrieb er lange Zeit das Neonazi-Radio FSN (Frei, Sozial, National) und das Neonazi-Kleiderlabel „Ansgar Aryan“. 2024 bekam Schröder dann erneut bundesweite Aufmerksamkeit für seine Schlüsselfunktion beim Aufbau sogenannter Active Clubs in Deutschland. Active Clubs sind der Versuch über Freizeitangebote wie Kampfsport-Training, Schießübungen in Tschechien und Wanderungen junge rechte Männer an die rechte Szene heranzuführen. In Weiden geht dieses Konzept voll auf, Patrick Schröder und der Neonazi-Kampfsportler Lukas Suttner haben eine Gruppe junger und gewaltaffiner Männer um sich geschart. Für Linke oder für von Rassismus betroffene Menschen und Queers bedeutet das entstehen dieser neuen Neonazi-Szene eine ganz konkrete Gefahr.

Und auch abseits der Neonazi-Szene gibt es rechte Strukturen in Weiden: Der AfD-Kreisverband Weiden ist nach eigenen Angaben der Mitgliedstärkste Kreisverband Bayerns und gerät auch schon mal wegen eines Wahlkampf-Fahrzeuges mit dem Kennzeichen „HH-45“ in die Schlagzeilen. Mit 23% Erststimmen und 24,3 % Zeitstimmen für die AfD lag der Landkreis Weiden bei der Bundestagswahl 2025 deutlich über dem bayerischen Durchschnitt (17,4% und 19%).

Das Aufkommen dieser neuen rechten Struktur und das Erstarken der AfD führt zu zunehmendem Selbstbewusstsein bei den Neonazis. Es ist kein Zufall, dass seit dem letzten Jahr rechte Schmierereien zugenommen haben und es auch immer häufiger zu Drohungen, Sachbeschädigungen und Angriffen auf Antifaschist*innen kommt. Betroffen davon sind Orte wie das Jugendzentrum oder der Treffpunkt der Partei „Die Linke“ in Weiden, da sie aufgrund ihrer demokratischen Jugendarbeit bzw. inhaltlichen Ausrichtung als Feindbilder gelten. Im Umfeld von politischen Versammlungen oder im Nachtleben trifft es immer wieder konkrete Personen, die nicht ins rechtsextreme Weltbild passen.

All das scheint die Weidener Lokalpolitik jedoch kaum zu interessieren. Zwar gab es nach der überregionalen Berichterstattung über Schröder und die Active Clubs einen Antrag zum Thema im Stadtrat, dieser verpuffte jedoch ohne nennenswerte Wirkung. Und auch die Betreiber des Kampfsport-Studios „Team Spartan Weiden“, bei denen verschiedene extrem Rechte seit Jahren trainieren, stellen sich taub. Umso wichtiger ist es, dass Antifaschist*innen in Weiden nun eine Kampagne gestartet haben um Neonazis im Kampfsport zu thematisieren und aus der Deckung zu holen. 

Die Stadt Weiden steht also auf der einen Seite symbolisch für all die ländlichen Kleinstädte in denen die extreme Rechte weitgehend ungestört Strukturen aufbauen kann und viel Zuspruch erfährt. Auf der anderen Seite sticht die rechte Hegemonie, die durch Schröder, den Active Club und genauso durch die überdurchschnittlich starke AfD vorangetrieben wird, noch einmal deutlich heraus.

All das ist mehr als Grund genug für uns, den Nazis in Weiden zu zeigen, dass ihr Treiben nicht unbemerkt bleibt! Wir fahren am 18. Oktober nach Weiden, um die Antifaschist*innen vor Ort zu unterstützen und einen konsequenten Antifaschismus von der Weidener Zivilgesellschaft einzufordern!