Für einen Konsequenten Antifaschismus – Am 18.11. nach Wunsiedel!
Am 18. November wollen die Nazis vom III. Weg wieder in Wunsiedel aufmarschieren. Seit Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß nach seinem Suizid 1987 dort beerdigt wurde, ist die kleine Stadt in der oberfränkischen Provinz fast jedes Jahr Schauplatz von Aufmärschen militanter Neonazis. In den 90er und 2000er Jahren kamen teilweise tausende Nazis nach Wunsiedel, um an Heß‘ Grab dem Nationalsozialismus nachzutrauern. Auch wenn heute nur noch knapp über hundert Nazis anreisen, gehört das sogenannte Heldengedenken doch weiter zu den relevantesten Veranstaltungen der deutschen Neonaziszene. Jedes Jahr gedenken sie in Wunsiedel ihren toten Vorbildern und rufen zum Kampf gegen all jene auf, die nicht in ihr Bild vom völkischen Deutschland passen. Währenddessen tut der deutsche Staat alles, um dafür zu sorgen, dass sie dabei ungestört bleiben.
Doch wir lassen uns nicht einschüchtern, nicht von Nazis und nicht von prügelnden Cops. Wir setzen Nazis etwas entgegen, wo immer sie aufmarschieren. Trotz des schlechten Wetters im November, trotz der langen Anreise und trotz der Repression. Kommt am 18. November mit uns nach Wunsiedel und lasst uns das Nazispektakel stören!
Der III. Weg
Seit 2014 organisiert der III. Weg das sogenannten „Heldengedenken“ in Wunsiedel. Der III. Weg ist eine
Nazi-Kleinstpartei, die als Ersatzorganisation für die inzwischen verbotene Kameradschaft Freie Netz Süd gegründet wurde. Sie organisieren sich als Partei, um ein erneutes Verbot zu umgehen. In den Aktionsfeldern spiegelt sich das jedoch kaum wieder. Inhaltlich bezieht sich der III. Weg auf den nationalrevolutionären Flügel der NSDAP, den sogenannten Strasser-Flügel. Auch in den Veröffentlichungen wird der historische Anknüpfungspunkt deutlich, zentrale Punkte sind der positive Bezug auf den historischen Nationalsozialismus, auf soldatische Männlichkeit und völkisches Denken. Hinzu kommen rassistische Hetze gegen Geflüchtete, Queer- und Frauenfeindlichkeit und ein offen zur schau getragener Antisemitismus.
Die Aktionen des III. Wegs decken die gesamte Bandbreite extrem rechter Aktivitäten ab. Von Demonstrationen über Kundgebungen bis hin zu organisierten Angriffen auf von Rassismus Betroffene, Queers und Linke. Für welche sie in den parteieigenen Kampfsport–Organisationen trainieren. Immer wieder, teils auch nur, um den Parteienstatus nicht zu verlieren, tritt der III. Weg auch zu Wahlen an. In den letzten Jahren lässt sich jedoch eine Fokusverschiebung in den Aktivitäten beobachten. Zentrale Aufmärsche werden weniger, nicht zuletzt auch wegen erfolgreicher antifaschistischer Blockaden. Zum 1. Mai diesen Jahres verzichtete die Partei erstmals ganz darauf, eine zentrale Demonstration zu veranstalten. Stattdessen setzt der III. Weg darauf, sich gezielt in Regionen zu verankern, gründet Parteibüros und versucht sich durch Kleiderspenden oder Hausaufgabenbetreuung als Kümmerer zu inszenieren. Im Zuge dessen wurde 2022 auch das erste bayerische Parteibüro in Schweinfurt eröffnet.
Wunsiedel
Damit ist der Aufmarsch in Wunsiedel die letzte bundesweit mobilisierte Demonstration des III. Wegs. Das liegt nicht zuletzt an der Geschichte, symbolischen Bedeutung und Funktion des sogenannten Heldengedenkens. Der Aufmarsch dient als Treffen wichtiger Kader zur Demonstration von Macht und Stärke nach Außen und besonders auch, um ein Gefühl des Zusammenhalts innerhalb der Szene zu schaffen. Das zeigt auch die Inszenierung des Aufmarsches: In Reih und Glied marschierende Neonazis mit Uniform und Fackel, untermalt mit Musik von Wagner. Auf den Zwischenkundgebungen schwören Kader wie Matthias Fischer oder Klaus Armstroff ihre Anhänger*innen, in vor Pathos triefenden Reden auf den „Kampf für die nationale Sache“ ein. Das Zelebrieren von Märtyrertum, das Verherrlichen nationalsozialistischer Taten und Täter*innen, die martialische Ästhetik und das gegenseitige Bestärken dient der gesamten Szene zur Selbstermächtigung. Eine Selbstermächtigung, die zu Gewalt führt. Eine Selbstermächtigung, die eine Grundlage für zukünftigen rechten Terror bildet.
Rechte Gewalt
… ist elementarer Bestandteil der Ideologie, Aktionen und Strategie des III. Weg. Das zeigt sich sowohl inhaltlich als auch personell. Eine völkische Vorstellung von Nation, so wie das Forcieren heterosexueller Kleinfamilien sind Teil der rechten Ideologie. Akteur*innen des III. Wegs und seiner Vorgängerorganisationen haben seit jeher versucht diese Vorstellungen mit Gewalt durchzusetzen. 2003 konnte ein Anschlag auf das neue jüdische Zentrum in München durch die heutigen III. Weg-Mitglieder Statzberger und Wiese nur knapp verhindert werden. Große Teile des NSU-Unterstützer*innennetzwerks sind heute Teil des III. Wegs oder in seinem Umfeld aktiv. Erst 2021 wurde Susanne Gmeinhard-Seitz wegen versuchten Terroranschlägen verurteilt. III. Weg–Mitglieder scheuen auch nicht davor zurück ganz offen in Parteiuniform Antifaschist*innen anzugreifen, wie beispielsweise bei den Protesten 2022 in Zwickau.
Antifaschismus bleibt notwendig!
Dessen sind wir uns ganz sicher. Es ist an uns, dem rassistischen Mob, der AfD und militanten Neonazis etwas entgegenzusetzen. Wir haben aus dem NSU und Hanau gelernt, aus unserer alltäglichen Praxis und aus den Erfahrungen von Generationen von Antifaschist*innen: Auf den Staat können wir uns dabei nicht verlassen. Das zeigt sich auch jedes Jahr im November in Wunsiedel. Der deutsche Staat scheut keine Kosten und Mühen, um zu gewährleisten, dass Nazis ungestört demonstrieren können. Mit gegitterten Stadtteilen, Hubschraubern und hunderten Polizist*innen, soll dem III. Weg ein reibungsloser Ablauf der Veranstaltung garantiert werden. Währenddessen werden Antifaschist*innen mit abstrusen Auflagen schikaniert, kriminalisiert und immer wieder angegriffen.
Und trotz alledem fahren wir auch dieses Jahr wieder nach Wunsiedel, um den Nazis ihren Aufmarsch und ihr Selbstermächtigungsspektakel zu vermiesen. Im letzten Jahr konnten die antifaschistischen Proteste verhindern, dass die Nazis ihre zweite, symbolträchtige Kundgebung am Kriegerdenkmal abhalten konnten. Lasst uns daran anknüpfen und den Nazis auch dieses Jahr keine Ruhe lassen, bis die Aufmärsche ein für alle Mal verhindert sind! Kommt am 18. November mit uns nach Wunsiedel – Für einen konsequenten Antifaschismus!